„Verantwortung für das Leben“

lautet ein Thema im evangelischen Religionsunterricht der 10. Jahrgangsstufe.

Wenn Entscheidungen in Grenzsituationen am Anfang und Ende des Lebens getroffen werden müssen, wenn es um PND, Abtreibung oder PID und Genmanipulation geht, dann geht es auch um Verantwortung für das Leben und den Begriff „Würde des Menschen“.
Als externe Expertin zum Thema Schwangerschaftsabbruch, PND und PID hatte Frau Kieler-Winter die Sozialpädagogin Frau Walter eingeladen, die bei „Frauen beraten e.V. Ingolstadt“ - Mitglied im Diakonischen Werk Bayern, arbeitet. Sehr anschaulich verdeutlichte Frau Walter den Schülern der 10. Jahrgangsstufe, dass ein gelingendes Leben, eine gelingende Beziehung und Ehe und Familie zu den vordringlichsten Wünschen eines jeden Menschen gehören. „Komplettiert wird das große Glück“, sagt sie, „meist durch ein gesundes Kind zur rechten Zeit“. Die medizinischen Errungenschaften bieten heute viele Hilfen, dass dieser Wunsch Wirklichkeit werden kann.
Aber trotz aller medizinischen Weiterentwicklung – Empfängnisverhütung, Pränatale Diagnostik - gibt es doch keine vollkommene Gewissheit, dass ein Kind gesund zur Welt kommt. Wenn man sich dann bewusst macht, dass die Konfrontation von Eltern mit der Tatsache, dass ihr Kind behindert ist, immer eine schwere Krise für die Eltern bedeutet, dann versteht man auch die Notwendigkeit, dass diesen betroffenen Eltern in der Beratungsstelle beigestanden wird. Die Mitarbeiter dort helfen bei der Entscheidungsfindung, ob die Eltern das Kind bekommen wollen oder nicht und unterstützen diese auch weiterhin - egal, welche Entscheidung getroffen wird.
An konkreten Beispielen zeigt Frau Walter auf, dass werdende Eltern sich oft für eine PND entscheiden, um Leid für das Kind und die Belastung sowie eine gesellschaftliche Benachteiligung der Familie durch die Geburt eines behinderten Kindes zu vermeiden. Frau Walter sieht die schwierige Entscheidungssituation der Frauen, warnt aber auch vor falschen Entwicklungen des medizinischen Fortschritts. Schnell können die Möglichkeiten der Pränatal Diagnostik oder auch der Präimplantations-Diagnostik ein technisiertes Menschenbild mit einem Zwang zur Gesundheit und zur Optimierung des menschlichen Lebens implizieren. Der Anspruch „Gesund - sein - müssen“ und dies mit möglichst geringem finanziellem Aufwand verwirklichen zu können, führt zu vermehrter Qualitätskontrolle des entstehenden Lebens. Mit Hilfe der PND werden Behinderungen als technisch leicht zu behebende Abweichung gesehen. Welche Chancen haben dann diejenigen Menschen in unserer Gesellschaft, die mit einer Beeinträchtigung auf die Welt kommen oder sie im Laufe des Lebens erwerben? Verlieren wir dann nicht schnell aus den Augen, dass jeder Mensch ein Individuum ist und seine ganz eigene Würde hat - unabhängig von seiner körperlichen oder kognitiven Beschaffenheit?
Die Statistiken zeigen bereits, dass seit der Einführung der routinemäßigen vorgeburtlichen Diagnostik die Zahl von Kindern, die mit Down-Syndrom geboren werden, deutlich abgenommen hat.
Willkommen in der Welt der perfekten Menschen!? - Und ist die Natur nicht perfekt, dann muss der Mensch ihre Fehler korrigieren!? Die Genreparatur durch Keimbahntherapie bietet sich hier an. Erbkrankheiten oder unerwünschte Veranlagungen können wir bereits im Embryonalstadium ausschalten. PID und Schaffung von Designerbabys ist das die Zukunft, die wir uns wünschen?! Die Berichte über die Geburt der ersten genmanipulierten Babys in China haben weltweit eine Wertedebatte ausgelöst. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, warnte diesbezüglich vor einem "Einstieg in die Menschenzüchtung". Wert des Menschen und Menschenwürde werden Themen der Zukunft sein - sich das an konkreten Beispielen bewusst zu machen, ist ein wichtiger Schritt der ethischen Bildung und Werterziehung.

Jutta Kieler-Winter